Reisebericht: Mit dem Wohnmobil in Skandinavien 25.07. bis 15.09.2013 - Teil 7 von 10Aus der Nordkapp-Region über die "Sommerinsel" und Tromsö nach Nordwest-Finnland: Havøysund - Áisaroaivi - Alta - Sommarøy - Hillesøy - Tromsö - Kilpisjärvi/Enontekiö/Finnland 22. bis 27.08.2013Jagd der Wale, Beachvolleyball am Badestrand und Beginn des "Indian Summer" - dieser Teil unseres Reiseberichtes bietet viel Abwechslung - führt aber auch durch völlig unterschiedliche Regionen Nord-Skandinaviens. Die Gesamtübersicht mit den Links zu den einzelnen Teilen dieses Reiseberichts gibt es HIER! 22./23.08. Havøysund - Áisaroaivi 139 kmWir sind noch nicht weit gefahren auf der Havøysund-Küstenstraße als uns das Schauspiel einer Treibjagd der Wale geboten wird. In der Bucht sind 3 Gruppen mit je 4 Walen unterwegs, soweit wir das erkennen können. Gelegentlich springt einer hoch um die Fische zu treiben. Deutlich erkennbar sind die weißen Nasen der Tiere, wir können die Art jedoch nicht zweifelsfrei identifizieren. Weiter geht es Richtung Süden, bei Olderfjord erreichen wir die E 6 und fahren auf ihr bis in die Nähe des Sami-Dorfes Áisaroaivi. Hier finden wir einen Schotterplatz direkt am Fluss, umgeben von der inzwischen herbstlich gefärbten Vegetation. Es ist unglaublich, wie sich innerhalb der 4 Tage seit unserer Fahrt nach Norden hier die Laubfärbung verändert hat. Der heute überwiegend bewölkte Himmel bringt dank Regenbogen noch mehr Farbe in die karge Fjell-Landschaft. Kurz nach unserer Ankunft prüft ein Rentierbulle, was für ein rotes Ungeheuer sich hier in seinem Reich niedergelassen hat. Offenbar werden Fahrzeug und Besatzung als harmlos eingestuft, denn kurz danach kommt er mit Verstärkung zurück. Ungewöhnlich: Sonst sieht man nur einzelne weiße Tiere in den Herden, in dieser Gruppe haben sie mit 3:1 die Mehrheit. Eine Umgebung wie diese reizt uns natürlich zu einem längeren Aufenthalt. Andererseits soll es in unserem letzten Zielgebiet in Norwegen - den Inseln westlich von Tromsö - laut Wetterprognose nur noch bis Sonntag sonnig bleiben, bevor ab Montag mehrere Regentage angekündigt werden. Da wir hoffen, dort das Nordlicht zu sehen, setzen wir nach nur einer Nacht die Reise fort. 23. bis 26.08. Áisaroaivi - Alta - Tromsö - Sommarøy - Hillesøy 419 km,Fähre Olderdalen/Lyngseidet 35 Min./177 Kronen; Fähre Svensby/Breivikeidet 20 Min./130 KronenNachdem wir Alta durchquert haben werden wir einige Minuten durch diese ungewöhnliche Straßensperre aufgehalten. Westlich von Alta wird zur Zeit an einer "Abkürzung" der E 6 mit einer neuen Brücke und Tunneln gearbeitet. Als wir die Baustelle erreichen kommt uns ein Mann mit Stuhl entgegen, stoppt den Wagen vor uns - und bleibt mitten auf der Straße sitzen bis der LKW voll ist und die Straße wieder freigegeben wird. Toller Job :-) Bei überwiegend bewölktem Himmel und gelegentlichem leichten Regen fahren wir unserem Ziel entgegen, nutzen die in der Überschrift genannten Fähren, durchqueren Tromsö - und stehen im STAU! Wir sind in der Großstadt Tromsö - was nach den letzten Wochen in Wildnis und kleinen Orten eh schon ein Kulturschock ist. Am Freitagnachmittag gegen 17 Uhr wollen himmlische Heerscharen über die Kvaløysund-Brücke nach Westen und so stehen wir schon vor Erreichen des Flugplatzes im Stau und nur langsam geht es voran. Erst nach Überqueren der Brücke verteilen sich die Fahrzeuge nach Norden, Süden und in die Wohngebiete am Ostrand von Kvaløy. Nun geht es zügig weiter, wir durchqueren die Insel Kvaløy, fahren über die Brücke zur kleinen Insel Sommarøy und von dort über die nächste Brücke zu unserem Ziel, dem Wohnmobilstellplatz auf Hillesøy. Gegen 1:20 Uhr werde ich wach und bin wieder überrascht, wie hell es beim Blick nach Norden noch ist. Ich steige aus um ein Foto zu machen - und sehe beim Blick nach Westen ... ... einen Fingerzeig Gottes? Nein, da sehe ich doch tatsächlich das erste Nordlicht dieser Reise. Allerdings ist es auf dem Originalfoto kaum zu erkennen - ich habe die Aufnahme ohne Stativ und mit der normalen Landschafts-Einstellung gemacht. Auf Nordlichtaufnahmen in dieser Nacht war ich garnicht vorbereitet, da es abends noch dicht bewölkt war. So fehlen zwar die Farben, aber die digitale Manipulation lässt die Form deutlich erkennen. Am nächsten Morgen trauen wir unseren Augen kaum beim Öffnen der Jalousien: Strahlend blauer Himmel. Wir stehen direkt über dem Strand, das Foto wurde aus der Schiebetür unseres Campingbusses gemacht. Man könnte uns in wesentlich südlicheren Regionen vermuten, ... ... wenn da nicht noch die Schneereste des letzten Winters an den Bergen der südlichen Nachbarinsel Senja zu erkennen wären. Der Stellplatz direkt am Strand von Hillesøy bietet eine Entsorgung für Chemie-Toiletten, ein WC und sogar ein Waschbecken mit warmem Wasser! Es gibt keine Stellplatzgebühr, nur einen Aushang mit der Bitte um eine Spende für die "Toilettenfrau", die freiwillig das Toilettenhäuschen sauber hält. Kurz nach 9 Uhr sind schon die ersten Schwimmer im Wasser ... ... und legen sich nach dem Bad zum Trocknen an den Strand. Auf der Nordseite des Stellplatzes liegt der kleine Hafen, ... ... an den sich weitere Mini-Strände anschließen. Von hier sieht man den nördlichen "Arm" der kleinen Insel mit dem markanten Fels dahinter. Vom Ende der Straße "Nordvegen" führt ein schmaler Fußweg auf den Nordwestzipfel von Hillesøy, von wo man die Felseninsel genauer sieht. Im Westen gibt es keine vorgelagerten Inseln mehr - hier blickt man über das weite Meer. Hier müsste man bis Grönland schwimmen, um wieder Land zu sehen. Im Laufe des Samstags kommen einige weitere Campingfahrzeuge auf den Platz und auch das nahe gelegene Hotel sowie die Ferienhäuser am Strand sind teilweise belegt. Am Sonntagnachmittag herrscht echt Betrieb an diesem schönen Strand, sowas haben wir an den südlicheren Stränden in den Wochen zuvor nicht erlebt! Nach über 1 1/2 Stunden Beach-Volleyball brauchen die Frauen eine Abkühlung... ... und stürzen sich in Fluten des Nordmeeres. Im Laufe des Abends setzte die große Rückreisewelle ein. Nur eine Womo-Besatzung bleibt außer uns auf dem Platz, um die Wärme der Abendsonne zu genießen. Wie von der Wettervorhersage seit einigen Tagen angekündigt werden wir am Montag nicht von einem blauen Himmel sondern von Sturm und Wolken begrüßt, aus denen gelegentlich etwas Regen fällt. Der Wind aus Süden bringt auch etwas mehr Bewegung ins Meer. 26./27.08. Hillesøy - Tromsö 80 kmFür die Fahrt nach Tromsö machen wir heute einen Umweg, wir nehmen die Küstenstraße von Kvaløy statt der Strecke "durch die Mitte" der Insel. Aufgrund der Wetterlage verzichten wir diesmal auf einen längeren Aufenthalt in Tromsö. Unseren ersten Besuch der Stadt gab es im Juli 2011, siehe diesen Bericht. Im November/Dezember haben wir dann eine Woche hier verbracht, siehe unseren Nordlicht- und Städtetourbericht aus Tromsö. Dabei haben wir die deutsche Karina Weinschenk kennengelernt, sind seither mit ihr in Kontakt geblieben und freuen uns ganz besonders über ihre Einladung. Was für eine Wohnlage! Alle Kreuzfahrt- und Hurtigroutenschiffe fahren "an ihrem Balkon" vorbei ... ... und im Süden hat man Eismeerkathedrale, Brücke und Hafen im Blick! 27. bis xx.08. Tromsö - Skibotn - Kilpisjärvi - Oikojärvi/Enontekiö/Finnland 198 kmMit dem Besuch bei Karina endet unsere Reise durch Nordnorwegen. Nach einem sehr schönen gemeinsamen Abend und einer ruhigen Nacht im Campingbus in der Nähe ihrer Wohnung machen wir uns auf den Weg nach Finnland, wo es laut Wetterpognose etwas sonniger sein soll. Von Tromsö über Skibotn folgen wir auf der E 8 der Beschilderung nach Kilpisjärvi. Kurz vor dem Grenzübergang auf der norwegischen Seite informiert diese Tafel über die Geschichte des alten Handelsweges. Hier auf knapp 500 m über NN sind die Bäume zwar schon erheblich größer als auf Havøya in der Nordkappregion, wachsen aber auch noch nicht "in den Himmel", wie der Größenvergleich mit Bella gut zeigt. Gerade haben wir den Ortseingang von Kilpisjärvi erreicht, da wechselt der Himmel seine Farbe von grau auf blau. So lassen wir uns gerne von Finnland empfangen. Hinter dem winzigen Ort ragt der markante "Saana" bis auf 1.029 m über NN empor. Aber wo sind Tankstelle und Supermarkt, die es hier angeblich geben soll? Nichts zu finden. Neben einer Skibob-Station finden wir zwei Zapfsäulen, die aber wohl schon seit einiger Zeit nicht mehr in Betrieb sind. Nach ca. 2 Kilometern "Natur" taucht plötzlich dieses Geschäftszentrum auf - Tankstelle und ein Supermarkt. Gaby kommt total perplex zurück: Sogar eine Frischfleischtheke gibt es hier, Elektroartikel, Autozubehör - vom Bedarf der gut 100 Einwohner Kilpisjärvis könnte man dieses große Geschäft sicherlich nicht betreiben. Muss man auch nicht! Die norwegischen Kennzeichen der Fahrzeuge überwiegen hier bei weitem und nach dem Erlebnis an einem Sonntag im Grenzort Gäddede in Schweden vor 2 Jahren können wir uns gut vorstellen, was hier am Wochenende los ist - es hat schon seinen Grund, dass der Laden auch samstags und sonntags ganztags geöffnet hat und die Zeiten nicht nur in Finnisch sondern auch in Norwegisch angegeben werden. Der nächste norwegische Ort Skibotn ist zwar über 50 km von hier entfernt aber angesichts der hohen Preise in Norwegen lohnen sich auch weitere Strecken für eine Einkaufsfahrt über die Grenze nach Finnland. Diese Sprache mit ihren vielen Selbstlauten fasziniert mich immer wieder, auch wenn ich fast nichts davon verstehe. "Kiviuunipizza Tonnikala" heisst jedenfalls "Steinofenpizza Thunfisch" und die gibt es heute abend! Einige Kilometer östlich von Kilpisjärvi gibt es ein "Visitor Center" mit etlichen Informationstafeln über diese nordwestlichste Region Finnlands. Die hier fotografierte Karte zeigt die Gemeinde Enontekiö, zu der auch das kleine Dorf Kilpisjärvi gehört. KILPISJÄRVI (1) ist Finnlands Dorf der Superlative. Es ist der nordwestlichste und mit knapp 500 m über NN höchstgelegene Ort Finnlands. In der Nähe befindet sich die höchstgelegene Straße Finnlands auf 565 m über NN. Der größte Teil Finnlands ist flach auf niedrigem Niveau. Nur der Nordwestzipfel hat einen kleinen Anteil am skandinavischen Gebirge. Folglich liegt auch hier der 1324 m hohe Haltitunturi als höchster Berg Finnlands auf der Grenze zu Norwegen. Rekordverdächtig ist auch die Kommune ENONTEKIÖ mit 1878 Einwohnern (Wikipedia), zu der Kilpisjärvi mit ca. 110 Einwohnern gehört. Kilpisjärvi (1) ist von Hetta (2), dem Hauptort, Verwaltungssitz und Geschäftszentrum Enontekiös ca. 165 km entfernt! Mit ca. 800 Einwohnern ist dieses Gemeindezentrum allerdings auch recht überschaubar :-). Dieser Teil Finnlands ragt wie ein Arm zwischen Norwegen und Schweden nach Nordwesten und wird deshalb auch mit dem finnischen Wort Käsivarsi für "Arm" bezeichnet. Die Gemeinde Enontekiö hat eine Außengrenze von 450 km zu den Nachbarstaaten Norwegen und Schweden! Wenn ein Bewohner Hettas einen "Ausflug" durch Norwegen machen möchte, indem er Enontekiö über den westlichen Grenzübergang bei Kilpisjärvi verlässt (3) und über den nördlichen (4) zum Ausgangspunkt zurückkehrt müsste er dafür über die norwegischen Städte Skibotn, Alta und Kautokeino fahren und dabei 714 km zurücklegen (Berechnung mit Google Maps)! Wir verweilen einige Tage etwas abseits der E 8 am Oikojärvi (5) und verlassen Enontekiö und damit Finnland im weiteren Verlauf der Reise über den Grenzübergang Kaaresuvanto (6). Etwa 15 Kilometer nach dem Verlassens Kilpisjärvis erreichen wir die höchstgelegene Straße Finnlands, mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Etwas abseits der E8 finden wir einen fast vollständig gefüllten Parkplatz vor einer Hängebrücke. Wir suchen einen Aufenthaltsplatz in der Wildnis am Wasser für die nächsten Tage, hier gefällt es uns aber nicht. Wo auch immer die zu den Fahrzeugen gehörenden Menschen sind - auf der Brücke jedenfalls nicht! Kurz danach folgen wir einer links von der E 8 abzweigenden Piste und finden diesen Platz am Oikojärvi. Hier verbringen wir die nächsten Tage, genießen die Farben des Herbstes und in der Nacht sogar das Nordlicht - schwach, aber erkennbar. Mehr darüber in Wort und Bild im nächsten Teil unseres Reiseberichtes. Die Gesamtübersicht mit den Links zu den einzelnen Teilen dieses Reiseberichts gibt es HIER!
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