Mit dem Wohnmobil in Skandinavien im Sommer 2011 - Teil 5 von 1622.06. bis 25.06.2011 Nord-Norwegen - "unser Nordkapp" auf der Varanger-Halbinsel in Berlevåg im Osten der FinnmarkDie Gesamtübersicht unserer Touren mit den Links zu den einzelnen Teilen des Reiseberichts sowie Karten mit dem Reiseverlauf gibt es HIER! Als nördlichstes Ziel unserer Reise durch die Finnmark haben wir die Gemeinde Berlevåg auf dem Nordwestzipfel der Varanger-Halbinsel ausgewählt, hier liegt also "unser Nordkapp". Sie liegt nur wenige Breiten-Minuten südlich vom offiziellen Nordkapp und erscheint uns aus verschiedenen Gründen interessanter. Einen hat die vorherige Seite schon gezeigt: Die Fahrt über die kargen Höhen der Varanger-Halbinsel und vor allem direkt an der Barentssee entlang. Weitere stellen wir auf dieser Seite vor und bei alledem ist die Zufahrt kostenlos und man muss keinen "Eintritt" zahlen wie am Nordkapp. Das dafür eingesparte Geld haben wir stattdessen in "handfeste" Erinnerungen investiert, auch dazu unten mehr. Zum ersten Mal auf dieser Reise übernachten wir auf einem Campingplatz (kostenloses schnelles WLAN) , der von einem Deutschschweizer betrieben wird. Bei unserer Ankunft ist es so warm, dass man draußen die Sonne genießen kann. Direkt vor uns liegt der Hafen mit dem Kai, an dem die Hurtigruten-Schiffe festmachen. Wir wählen diesen 1a-Platz mit Blick auf Hafeneinfahrt und Kai und verzichten dafür auf den Fernsehempfang. Der wäre zwar möglich, aber nur bei einer anderen Position unseres Campingbusses. Links aus dem Fenster sehen wir einen kleinen Ausschnitt des Fischerhafens und die Kirche von Berlevåg. Etwa 15 Minuten Fußweg vom Campingplatz entfernt liegt dieser schöne Strand. Für ein Sonnenbad wäre er heute durchaus geeignet - für eins im Wasser aber nur für abgehärtete Typen. Südlich des Hurtigruten-Kais neben einer Sendeanlage gibt es diesen Aussichtspunkt, von dem aus man das Abfertigungsgebäude der Hurtigruten und die Hafenmolen sieht. Fast 1.000 m lang sind die beiden Molen insgesamt mit der schmalen Öffnung für die Einfahrt der Schiffe. Mehrmals wurden die Bauwerke durch schwere Stürme zerstört, bis man in den 60er-Jahren diese Konstruktion aus Tetrapoden - einer französischen Erfindung - fertiggestellt hat. Am Ortseingang weist ein Tetrapodenmonument auf diese für den Hafenort überlebenswichtige Konstruktion hin und im Hafenmuseum kann man einen sehr interessanten Dokumentar-Film mit deutschen Untertiteln über die Entwicklung und den Bau der Hafenschutz-Einrichtungen anschauen. Ein Höhepunkt des Aufenthalts auf dem Campingplatz von Berlevåg ist das fast gleichzeitige Eintreffen der nord- und südgehenden Hurtigruten-Schiffe. Am 22.06. kurz nach 22 Uhr erscheint zunächst die "Nordnorge" von Kirkenes kommend in der Hafeneinfahrt ... ... und schlägt einen Haken nach rechts (aus unserer Sicht) zum Kai. Währenddessen erscheint aus der anderen Richtung schon die "Polarlys" von Bergen und wartet auf das Freiwerden des Kais. Gleichzeitig brummt am Himmel ein kleines Passagierflugzeug im Landeanflug auf Berlevåg-Airport. Berlevåg ist also zu Lande, zu Wasser und aus der Luft zu erreichen. Abgesehen von der Anreise mit dem eigenen KFZ kann man mit dem Linienbus aus Tana Bru, den Hurtigrutenrutenschiffen und Linienflugzeugen Berlevåg besuchen.
Nach ca. 15 Minuten dreht die Nordnorge sich im Hafenbecken direkt vor unserem Campingbus und macht Platz für die Polarlys. Am nächsten Abend das gleiche Schauspiel zur gleichen Zeit: Die Polarlys ist nun von Kirkenes nach Bergen unterwegs und begegnet nach dem Verlassen des Hafens der Nordlys, die von Bergen kommt. Obwohl diese Passierschiffe der Hurtigruten es mit ca. 120 Länge und 20 m Breite nicht mit den großen Kreuzfahrtschiffen aufnehmen können, wirken sie gegenüber dem zweistöckigen Gebäude am Kai doch recht groß. Als letztes Bild aus der Kategorie "Schiffe gucken" hier die Nordlys "zwischen" zwei Wohnmobilen aus LIPPE - Zufallstreffen auf dem Campingplatz in Berlevåg. Am nächsten Tag geht es zum Einkaufsbummel ins Zentrum, mal wieder vorbei an blühenden Tulpen ( zur Erinnerung: vor 3 Tagen war nicht Frühlings- sondern Sommeranfang!). Vom Spar-Supermarkt aus hat man einen schönen Blick über den Fischerhafen. Kurz vor dem Geschäft gibt es eine Bank mit Geldautomat, bei der wir uns mit unserer VISA-Karte gebührenfrei norwegische Kronen holen, denn die brauchen wir jetzt nicht nur für den Lebensmitteleinkauf, ... ... sondern auch hier im arctic glasstudio. Das "Bild" unten links mit dem Leuchtturm von Kjælnes hat es uns besonders angetan. Dafür ... ... und für eine andere "Kleinigkeiten" wird das Geld ausgegeben, das wir durch den Verzicht auf den Nordkapp-Besuch eingespart haben. Zum Thema Geld und weshalb wir in Norwegen überwiegend mit Bargeld statt Karte zahlen weitere Informationen auf unserer Seite Preise für Tanken, Lebensmittel und Restaurants. Die nette Betreiberin des Glasstudios zeigt uns noch die Werkstatt - und es gibt überhaupt keine Sprachprobleme. Ebenso wie der Inhaber des Campingplatzes stammt sie aus der Schweiz und man wird es kaum für einen Zufall halten - die beiden leben hier gemeinsam seit vielen Jahren, nachdem sie sich bei einer Motorradtour in diesen Ort "am Ende der Welt" verliebt haben. Im Brennofen liegen schon die Formen für weitere Kunstwerke bereit. Und hier sieht man "Arbeitsmaterial" der Glasbläserei, mit dem Glaskünstlerin Daniela Salathe ihre Karriere im "Glaserhandwerk" begonnen hat. Unser Interesse für Berlevåg ist inzwischen weiter gewachsen und so machen wir uns auf den Weg ins Hafenmuseum. Dazu müssen wir nur vom Campingplatz aus die Straße überqueren und bekommen sofort mangels anderer Besucher eine Privatführung. Hier sehen wir ein Boot, mit dem bis zur Fertigstellung der oben beschriebenen Molen Menschen und Waren von den Hurtigrutenschiffen in den Hafen gebracht wurden. Die Schiffe konnten nicht in den Hafen fahren sondern mussten draußen ankern, Personen und Waren ausgebootet werden. Oben auf dem Boot fanden Passagiere und Reisegepäck ihren Platz, ... ... unten die Waren für die Versorgung des Ortes. Und wozu diente der Korb? Für die Waren - aber auch für die Menschen! Wenn ein Klettern über die Bordwand bei starkem Seegang nicht möglich war, wurden auch die Passagiere mit dem Korb zwischen Schiff und Boot "transportiert", ein Bild im Hintergrund zeigt die Aktion. Wie bereits erwähnt war die Anreiseprozedur mit dem Boot bis zur Fertigstellung der Wellernbrecher in den 60er Jahren erforderlich. Bis 1959 war die Anreise auf dem Seeweg die einzige Möglichkeit, Berlevåg zu erreichen. Erst dann wurde die Straße fertiggestellt, die jedoch bis in die 80er Jahre im Winter gesperrt wurde. Man kann es ja kaum glauben, aber auch dieser abgeschiedene Ort wurde im 2. Weltkireg von den Deutschen besetzt! Es gibt einige Fotos aus der Besatzungszeit und von ihrem schrecklichen Ende. So wie viele Städte im Norden wurde auch Berlevåg von den Deutschen vollständig zerstört als sie 1944 den Rückzug antreten mussten. Nur der 30 Kilometer entfernte winzige Ortsteil Kongsfjord wurde von der Vernichtung verschont. Das originelle Museum zeigt neben allem was mit dem Hafen und der Fischerei zu tun hat auch Mobiliar und andere Gegenstände aus den 30er bis 70er Jahren. Dazu gehört auch dieser Kinderwagen auf Kufen - bei ca. 6 Monaten Schnee im Jahr eine sinnvolle Konstruktion. Zum Bau der Molen wurden seit Anfang des 20. Jahrhunderts Steine aus dem Hinterland zum Hafen geschafft. Extra dafür wurde eine Eisenbahnstrecke gebaut mit Brücken über die reißenden Flüsse. Am Hafenmuseum/ Campingplatz beginnt ein ca. 5 km langer Rundweg zu sehenswerten Plätzen ... ... wie dieser ehemaligen Eisenbahnbrücke. Informationstafeln in Norwegisch und Englisch zeigen auch den Standort und den weiteren Verlauf des Weges an. Der nächste Schnee kommt bestimmt, neben dem PKW stehen die Schneemobile einsatzbereit. 25.06.2011 Berlevåg - Tanahorn - Store Molvik 22 kmNach 3 Tagen und Nächten in Berlevåg machen wir noch einen Ausflug zum verlassenen Fischerdorf Store Molvik, vorbei am Flughafen von Berlevåg und dem Tanahorn, dem Nordkapp der Varangerhalbinsel. Wir fahren durch das kleine Ortszentrum zum Flughafen, wo unser Navi mit 70°52`08`` den nördlichsten Punkt unserer Reise anzeigt. (Das offizielle Nordkapp liegt auf 71°10`08`` Nord, na und? Siehe oben, weshalb wir darauf verzichtet haben.). Hier in der Nähe des Berlevåg Airport könnte man auch das Nordkappgefühl genießen mit freiem Blick auf Barentssee und Mitternachtssonne - wenn es das heute trübe Wetter denn zuließe. Ganz besonders gilt dies für das 266 m hohe Tanahorn, welches sich am Nordwestzipfel der Varangerhalbinsel befindet und von der Schotterpiste zwischen Flughafen und Store Molvik erwandert werden kann. Das wollten wir eigentlich auch tun, fahren aber zunächst weiter ... ... durch ein grünes Tal zur Bucht bei Store Molvik am Tana-Fjord, ... ... wo in schöner Lage oberhalb des Felsstrandes zwei Schotterflächen zur Übernachtung einladen. Auf der anderen Seite des Tana-Fjords sind unter dichten Wolken die Felsenhügel der Nordkinn-Halbinsel zu erkennen. Abgesehen von der idyllischen Lage bietet dieser einsame Platz zwei Überraschungen des modernen Zeitalters: 1. findet unsere Sat.-Anlage auf Anhieb den Astra-Satelliten und 2. unser Smartphone eine schwache aber ausreichende EDGE-Verbindung zum Internet dank unserer Telenor-Karte. Letztere nutzen wir mal wieder für die Wettervorhersage auf www.yr.no. Demnach soll es an den folgenden 1 1/2 Tagen zwischen Berlevåg und Lakselv relativ schön werden, ab dann aber viel Regen geben. Was nun tun? Wie eigentlich geplant hier bleiben, das Tanahorn besteigen und vor dem Verlassen der Varanger-Halbinsel noch die Veines-Halbinsel mit den Ruinen der deutschen Geschützstellung aus dem 2. Weltkrieg anschauen? Oder die beiden wettermäßig schönen Tage für die Fahrt über Ifjordfjellet, Børelvfjelett und am Porsangerfjord entlang nutzen mit der Möglichkeit von Wanderungen am Silfarcanyon und auf dem Geologischen Naturerlebnispfad Roddines am Porsangerfjord? Wir entscheiden uns für die 2. Variante und berichten darüber hier im nächsten Teil unseres Reiseberichtes. Die Gesamtübersicht unserer Touren mit den Links zu den einzelnen Teilen des Reiseberichts sowie Karten mit dem Reiseverlauf gibt es HIER!
Auf Facebook berichten wir während unserer Reisen fast täglich "live" mit Fotos und Angabe des Standorts. Bei Interesse bitte auf meiner Facebookseite auf "abonnieren" klicken. Besucher der Website insgesamt |