Reisebericht: Mit dem Wohnmobil in Marokko 21.12. 2013 bis 18.02.2014 - Teil 4 von 9Guefait/ Gafait - Debdou - Missour - Beni Tajjite - Rich - Ziz-Schlucht - Errachidia - Goulmima 13.01. bis 15.01.2014Abwechslungsreicher und imposanter kann Landschaft nicht sein als auf unserer Tour durch den fast unbewohnten Osten Marokkos - Bilder anschauen, Staunen und die eigene Reise dorthin planen! Die Gesamtübersicht mit den Links zu den einzelnen Teilen dieses Reiseberichts gibt es HIER! 13./14.01. Guefait - Debdou - Missour - Ouizeght 322 kmDa wir dem ab dem späten Vormittag angekündigen Regen möglichst entgehen wollen verzichten wir auf eine Besichtigung von Guefait/Gafait und versuchen heute möglichst weit nach Süden zu kommen. Nur wer in Marokko schon mal vor überfluteten Oueds gestanden hat und letztlich mit dem Mut der Verzweiflung durch die aufspritzenden Wassermassen gefahren ist kann verstehen, weshalb wir das diesmal auf jeden Fall vermeiden möchten! Hier einige derartige "Höhepunkte" früherer Marokko-Reisen, auf deren Wiederholung wir keinen Wert legen: Nach der 2. Nacht bei unserer 1. Marokkoreise: Abends hatte die Brücke noch Geländer und unbeschädigten Asphalt. Nach einer weitgehend schlaflosen Nacht mit sintflutartigem Regen sah sie am Morgen danach ganz anders aus, wir freuten uns dass es sie überhaupt noch gab denn wir befanden uns im Tal in einer "Sackgasse". Bei unserer 2. Marokkoreise sitzen wir einige Tage bei Laayoune in der Westsahara fest, die einzige Nord-/Südverbindung zwischen Marokko und Westsahara wurde bei einem Unwetter zerstört. Nachdem wir von der Freigabe der Nationalstraße erfahren wollen wir zurück nach Norden und erleben die mit Abstand schrecklichste Fahrt unseres Lebens! Den bisher letzten Test unseres Campingbusses auf die Eignung als Amphibienfahrzeug gab es zum Ende unserer 4. Marokkotour. Von Guefait fahren wir zunächst bis Merija in südlicher Richtung und biegen dann ab nach Westen in Richtung Debdou. Die Teerstraße ist in gutem Zustand aber schmal. Da es nur ganz vereinzelt winzige Dörfer gibt müssen wir nur selten dem Gegenverkehr auf den Schotterstreifen ausweichen. Eine karge Steppenvegetation bestimmt das Bild, manchmal sehen wir Nomadenzelte und ab und zu mal ein eingesätes Feld das auf Regen wartet. Beim Blick nach Norden kündigt sich dieser auch immer deutlicher an. In Senken wird es sofort grüner, sogar Bäume wachsen hier. 23 Kilometer nördlich von Debdou erreichen wir die N 19, eine gute zweispurige Straße die uns südwärts führt. Debdou liegt im Süden eines Talkessels, die Berge auf drei Seiten führen zu genügend Regen um hier Landwirtschafts zu betreiben. Von Debdou auf 800 m Höhe windet sich die Straße den Steilhang hinauf auf 1.600 m Höhe. Und hier ist es dann platt, platter geht´s nicht! Wir fahren auf der N 19 auf dem Rekkam-Plateau viele Kilometer nach Süden bis wir an eine Kreuzung kommen. Die Ebene sinkt bis zur Kreuzung fast unmerklich von 1.600 m auf 1.400 m Höhe ab. Die N 19 führt weiter gerade aus, nach rechts und damit nach Westen ist Outat-Oulad-El-Haj ausgeschildert, dorthin biegen wir ab. Bis wir die N 15 im Tal des Oued Moulouya nördlich von Outat El Haj erreichen bleiben wir auf dem Rekkam-Plateau und haben immer die schneebedeckten Gipfel des Bou-Iblane-Massivs im Blick, dessen höchste Gipfel über 3.300 m Höhe erreichen. Etwa 25 km südlich von Missour und 2 km nördlich des winzigen Dorfes Ouizeght/Ouizrhet an der R 601 biegen wir rechts auf eine Piste ab und finden an deren Rand auf einer Ausweichspur einen einigermaßen ebenen Platz, hier der Link zu Google Maps. Ausweichen muss hier niemand denn von unserer Ankunft am späten Nachmittag bis zur Abfahrt am nächsten Morgen bewegt sich hier nichts und niemand. Wir hören hier absolut kein Geräusch während unseres Aufenthalts außer einigen Regentropfen, die spätabends etwa 10 Minuten lang auf unser Wohnmobildach tröpfeln. Unsere Flucht vor dem Regen hatte also Erfolg, wie man bei diesem Foto sieht, das kurz nach Sonnenaufgang entstanden ist. Mit - 0,2 Grad Minimum war es recht "frisch" in der Nacht aber ab Aufgang der Sonne gegen 7:20 Uhr führt deren Strahlung zu einer raschen Erwärmung des innen auf knapp 9 Grad ausgekühlten Campingbusses. 14./15.01. Ouizeght/Ouizrhet an R 601 südlich Missour - Talsinnt - Beni Tajjite 148 kmKurz nach dem Start sehen wir in der Ferne die tief verschneiten Gipfel des Mittleren Atlas im Nordwesten. Bei der Weiterfahrt in Richtung Talsinnt sehen wir von Süden die Gipfel des Bou-Iblane-Massivs, deren Ostflanke wir gestern bewundern durften. "Wie bestellt" erscheinen im richtigen Moment diese Dromedare vor der Kulisse. Diese dienen aber ganz bestimmt nicht dem "Fotoshooting" von Touristen oder deren Ausritt in die Dünen denn in diesem Teil Marokkos gibt es weder Touristen noch Dünen. Weshalb allerdings Touristen dieser unglaublich vielseitigen Landschaft mit ganz verschiedenen Bergformen ... ... und Farben fernbleiben lässt sich für uns nur mit Unwissenheit und der spärlichen touristischen Infrastruktur erklären. Aber was braucht der Wohnmobilreisende außer einem möglichst ebenen Stellplatz für die Nacht? Aber seit dem Verlassen der blauen Stadt Chefchaouen haben wir kein deutsches Wohnmobil mehr gesehen und seit Ras el Ma am Mittelmeer garkeins mehr. An der Landschaft kann es nicht liegen und am Straßenzustand auch nicht. Die R 601 führt durch ein sanft ansteigendes Tal, das auf beiden Seiten von Bergen eingerahmt wird mit sehr unterschiedlicher Vegetation. Schaut man nach Süden - also auf die Nordseite des dortigen Höhenzuges - sieht der mit seinen Sträuchern an den Hängen fast bewaldet aus. Auch die wenigen kleinen Dörfer dieser Region sehen wir fast nur auf dieser Seite der Straße 601. Schaut man von der Straße nach Norden auf die Südseite des dortigen Höhenzuges so wirkt dieser vegetationslos und menschenfeindlich obwohl im Moment der Aufnahme gerade hier ein Traktor unterwegs ist. Auf etwa 1.700 m Höhe erreicht die Straße ihren höchsten Punkt und dann geht es sanft abwärts in Richtung Talsinnt. Kurz bevor wir Talsinnt erreichen sehen wir dieses auffällige Hügeldorf etwas abseits der Straße. Nach der Durchquerung der Keinstadt Talsinnt, seit Missour der erste größere Ort seit ca. 140 km, trauen wir unseren Augen kaum. Bisher auf der guten zweispurigen Straße haben wir fast kein Fahrzeug gesehen, an der Strecke wohnt ja auch kaum ein Mensch. Aber hier, wo es zwischen den Kleinstädten Talsinnt und Beni Tajjite mehr Verkehr gibt, stoßen wir auf eine der "blöden" 1 1/2-spurigen Straßen, bei denen ch die Fahrzeuge immer auf dem Schotterstreifen ausweichen müssen. Zum Glück gibt es keine tiefen Rillen neben dem Asphalt und der Schotterstreifen ist in sehr gutem Zustand, man muss bei einem Ausweichmanöver kaum die Geschwindigkeit reduzieren. Da haben wir bei früheren Reisen Schlimmeres erlebt - und schon der nächste Tag wird uns wieder einen schlechteren Straßenabschnitt bescheren. Nun erfreuen wir uns aber erstmal an der Steinwüste und an den anthrazitfarbenen Bergen. Hier werden wir schon sehr stark an den fast vegetationslosen tiefen Süden Marokkos erninnert, bisher gab es ja noch relativ viel "Grün" am Wegesrand. Aber bezogen auf den Osten Marokkos sind wir auch schon im tiefen Süden, die Grenze zu Algerien ist nicht mehr sehr weit entfernt. Diese großen "Maulwurfshügel" an den Steilhängen bei Beni Tajjite sind Menschenwerk, es handelt sich um die Eingänge zu den Bleiminen des Ortes. Bei Beni Tajjite biegen wir ab nach Westen um über Gourrama das Ziz-Tal bei Rich zu erreichen. In der Hoffnung auf einen schönen Übernachtungsplatz fahren wir zwei Kilometer nach der Abzweigung auf die von Edith Kohlbach beschriebene Piste in der Hoffnung, dass sie Unrecht hat mit ihrem Satz: "Durch tiefe Querrillen ist die Anfahrt für Wohnmobile jedoch nicht möglich." Nach etwa 200 m zeigt sich - Edith hat leider recht. Da haben wir auch mit unserem kompakten Sprinter keine Chance durchzukommen. Aber nach schätzungsweise weiteren 2 km führt wieder eine Piste nach links in Richtung Fluss, genau an der hier fotografierten Position. Über eine für jedes Wohnmobil geeignete Piste erreichen wir nach 800 m eine große ebene Fläche mit festem regensicherem Untergrund ... ... mit Blick ins grüne Tal des Oued Ait Aissa unter uns. Hier könnten viele Wohnmobile stehen - wenn es denn welche gäbe :-) Ob diese gute Piste wohl oft befahren wird - und wohin führt sie eigentlich? Sie führt noch etwas tiefer direkt an den Fluss, zu Fuß dauert der Weg etwa 5 Minuten. Ist ja alles so schön grün hier - und das Wasser plätschert, traumhaft! Es wirkt wieder wie eine optische und akustische Fata Morgana. Theoretisch könnten wir direkt an den Fluss fahren für unsere Übernachtung. Aber erstens sollte man das NIE tun - siehe unsere Links bzgl. Regen am Anfang dieser Seite - und zweitens dient die Piste wie schon bei Guefait vor zwei Tagen der Abfuhr von Schotter aus dem Flusstal, wie die abgebaggerten aufgeschichteten Haufen zeigen. Da könnte man zur Unzeit im Wege stehen. Genau so wäre es gekommen! Am nächsten Morgen nach einer wiederum geräuschlosen Nacht kommt bei Sonnenaufgang ein LKW mit leerer Mulde an unserem Übernachtungsplatz vorbeigezuckelt. Wie gut, dass wir hier oben geblieben sind. Der Blick in die Landschaft bei untergehender und aufgehender Sonne ist hier oben eh viel besser als unten am Fluss. Wieder mal haben wir außer dem LKW am frühen Morgen weder Mensch noch Tier noch Fahrzeug auf diesem Platz gehört oder gesehen. 15.01. Beni Tajjite - Ait Ouazzag - Rich - Ziz-Canyon - Errachidia - Goulmima 230 kmWie schon in Guefait reizt uns auch dieser Platz bei Beni Tajjite zu einem Ruhetag und Regen wird hier nicht von der Wetterprognose angekündigt für die nächsten Tage. Aber trotzdem müssen wir weiter, denn wir haben eine Einladung zum Mittagessen in Errachidia und Besuche kurzfristig absagen gehört sich nicht bzw. nur im Notfall! Eigentlich wollten wir in dieser Region Thomas Friedrich auf seiner Olivenfarm in Ait Ouazzag besuchen. Hier waren wir schon 2010 und haben auf dieser Seite darüber berichtet. Aber zur Zeit ist er bei Frau und Kindern in Errachidia und hat uns dorthin eingeladen. So fahren wir durch die schöne ... ... uns schon bekannte Landschaft mit wieder mal recht unterschiedlichen "Bergtypen". Auf dem Weg nach Westen erscheinen wieder die Gipfel des Mittleren Atlas am Horizonz. Dorthin waren wir nach dem Besuch bei Thomas 2010 nordwärts zum Wintercamping in Azrou am Wintersportgebiet Ifrane/Mischliffen beim "Kölsche Jung" Hassan abgebogen, siehe hier den Bericht. Diesmal nehmen wir ab Rich aber die N 13 südwärts in Richtung Errachidia durch den imposanten Ziz-Canyon. Durch die enge Schlucht des Ziz ... ... führt die Straße unter steilen Felswänden entlang. Man muss schon genau hinschauen um in dieser ungewöhnlichen Landschaft den Straßenverlauf zu erahnen ... ... und die winzigen Dörfer mit ihren Palmengärten am Fluss zu erkennen. Hier an einer der Haupttouristenrouten Marokkos, der "Einflugschneise" aus dem Norden von Meknes/Fes über den Mittleren Atlas zu den Sanddünen des Erg Chebbi begegnet uns erstmals auf dieser Reise der negative Einfluss des Tourismus. Kaum habe ich auf einer der zahlreichen Parkbuchten an der N 13 zum Fotografieren angehalten kommen die Kinder angesaust um uns ihre geflochtenen Kamele zu verkaufen. Jeder uns bekannte deutsche Marokkoexperte und jeder unserer marokkanischen Freunde sagt : "Nichts Kaufen! Nichts schenken - keine Kugelschreiber, kein Geld, NICHTS!" Erstens halten diese "Geschäfte" die Kinder vom Schulbesuch ab - wir wurden hier gegen 11 Uhr morgens von ihnen angesprochen. Zweitens verärgert das manchmal recht aufdringliche Verhalten der Kinder viele Marokkotouristen die das Land nach ihrem ersten Besuch deshalb meiden und schadet somit der Entwicklung des Tourismus und der Wirtschaft. Die Schulen versuchen seit vielen Jahren diesen Missstand zu beseitigen, in manchen Regionen mit Erfolg, in anderen wie hier ohne. Jeder, der aus Mitleid etwas abkauft oder Kindern Kugelschreiber, Geld oder etwas anderes schenkt fördert damit eine schädliche Entwicklung für die Kinder und für das Land. Gut gemeint ist eben oft schlecht gemacht! Nun treffen wir uns in der Nähe des Zentralmarktes von Errachidia mit Jamila, der Frau von Thomas Friedrich (siehe oben). In einer Nebenstraße finden wir einen Parkplatz am Straßenrand ... ... von dem aus ich die Leute beobachte während Jamila und Gaby einkaufen gehen. Danach fahren wir zur Wohnung, wo wir die beiden kleinen Kinder von Jamila und Thomas kennenlernen. Völlig unerwartet wird uns hier ein unglaubliches Festessen serviert, so lecker und so reichhaltig wie wir es noch nie in Marokko erlebt haben. Leider haben wir uns nicht getraut zu fragen ob wir hier Fotos machen dürfen. Außer uns sind noch zwei Deutsche mit am Tisch, zwei Jugendliche, die im Rahmen einer sozialpädagogischen Maßnahme einige Zeit bei Thomas verbringen. Nach einigen Stunden mit interessanten Gesprächen brechen wir auf zu unserem Tagesziel, dem Campingplatz Les Tamaris Chez Michele in Goulmima. Auf dem Weg dorthin haben wir einen dieser unglaublich beladenen Transporter vor uns. Trotz gut ausgebauter Nationalstraße wankt er bei langsamem Tempo bedrohlich vor uns hin und her. Auf einer langen Geraden gebe ich Vollgas um schnellstmöglich an diesem Ungeheuer vorbei zu kommen - bitte nicht gerade jetzt umfallen! Auf dem großen grünen Campingplatz der Französin "Chez Michele" bleiben wir einige Tage. Wie man sieht ist der Platz mit seinen riesigen Parzellen auch für 12 m lange Dickschiffe geeignet. Wir berichten über den Campingplatz, seine ungewöhnlichen Angebote, das sehr gute Essen ... ... und den weiteren Reiseverlauf ausführlich hier im nächsten Teil unseres Reiseberichtes.
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